Gedenken an Helmut Sackers


WIR ERINNERN AN HELMUT SACKERS UND DIE TÖDLICHE DIMENSION RECHTER GEWALT
– öffentliche Gedenkaktion anlässlich seines 17. Todestages

Vor 17 Jahren, am späten Abend des 29. April 2000, wurde der damals gerade 60-jährige Helmut Sackers im Treppenhaus des Plattenbaus, in dem er mit seiner Lebensgefährtin in Halberstadt wohnte, von seinem neonazistischen Nachbarn erstochen. Zuvor, gegen 22 Uhr, hatte der engagierte Sozialdemokrat die Polizei gerufen, weil in der Wohnung des Nachbarn laut das verbotene Horst-Wessel-Lied abgespielt wurde. Im Beisein der Streifenbeamten kündigte er Andreas S. für den Wiederholungsfall eine Anzeige an. Eine Stunde später verblutete der 60-jährige Kaufmann an vier Messerstichen, die ihm sein Nachbar zugefügt hatte.

Im November 2000 wurde der Angeklagte – völlig überraschend für die Angehörigen von Helmut Sackers – wegen Notwehr freigesprochen. Während die Verlobte des Angeklagten unmittelbar nach der Tat ausgesagt hatte, in seiner Wohnung gewartet zu haben, bestätigte sie vor dem Landgericht Magdeburg plötzlich die Notwehrversion von Andreas S.: Helmut Sackers habe ihn beleidigt, seinen Hund auf das Pärchen gehetzt und schließlich den 30 Jahre Jüngeren gepackt, um ihn die Kellertreppe hinunterzustoßen. “In Todesangst” habe der Naziskin zum Messer gegriffen und zugestochen. Die große Menge an indizierten neonazistischen CDs, Videos und Propagandaheften, die bei Andreas S. gefunden worden waren, spielten in dem Prozess keine Rolle.

Doch auch der zweite, von den Angehörigen von Helmut Sackers und ihrem Anwalt erstrittene Prozess vor dem Landgericht Halle endete im April 2005 mit Freispruch wegen „intensivem Notwehrexzess“. Trotz der vom Gericht geäußerten „starken Zweifel“ an der Version des Angeklagten wollte es nicht mit Sicherheit ausschließen, dass seine Aussage nicht der Wahrheit entspräche. Der Freispruch des Neonazi verhöhnt nicht nur Sackers Engagement, sondern macht das Opfer zum Täter.

Gerade weil Helmut Sackers offiziell nicht als Todesopfer rechter Gewalt anerkannt ist, ist ein öffentliche Würdigung seines zivilcouragierten Handelns umso wichtiger. Wir laden dazu ein, sich an seinem Todestag gemeinsam an ihn zu erinnern: an einen Mann, der eine Verherrlichung des Nationalsozialismus nicht dulden wollte und dafür mit seinem Leben bezahlen musste.

Die öffentliche Würdigung Helmut Sackers als Todesopfer rechter Gewalt wird von der Initiative Würdiges Gedenken für Helmut Sackers organisiert und von der Mobilen Beratung für Opfer rechter Gewalt und dem BürgerBündnis für ein gewaltfreies Halberstadt unterstützt.

Weitere Informationen über Helmut Sackers und das bisherige öffentliche Gedenken in Halberstadt finden Sie und Ihr auf www.rechte-gewalt-sachsen-anhalt.de/todesopfer/helmut-sackers/

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