Wir gedenken Helmut Sackers, der vor nunmehr 21 Jahren gegen menschenverachtendes Gedankengut aufgestanden ist und deshalb sein Leben verlor. Helmut Sackers wurde im Jahr 2000 von einem Neonazi in Halberstadt erstochen.
Vorangegangen war ein Streit zwischen ihm und seinem Nachbarn Andreas S.. Der stadtbekannte Neonazi hörte das verbotene Horst-Wessel-Lied, das Kampflied der SA, weshalb Sackers die Polizei rief. Nachdem diese unverrichteter Dinge wieder das Wohnhaus verließ, trafen Sackers und sein Nachbar noch einmal im Hausflur aufeinander. Helmut Sackers starb. Verblutet an 4 Messerstichen.
Trotz zahlreicher Widersprüche und offensichtlicher Falschaussagen vor Gericht wurde Andreas S. freigesprochen. Das Geständnis, das er im Polizeiauto abgelegt hat, wurde nicht verwendet. Der Richter folgte in zweiter Instanz der Notwehrgeschichte des Angeklagten. Der 60 Jährige körperlich unterlegene und lungenkranke Rentner Helmut Sackers soll der Version des Angeklagten zufolge den 33 Jährigen Andreas S. angegriffen haben, der sich nur zur Wehr setzte. Ergebnis dieses Zusammentreffens: Andreas S. hat keinerlei Kratzer, Abwehrspuren oder ähnliches. Helmut Sackers hingegen hat ein gebrochenes Jochbein, zahlreiche Prellungen sowie vier Messerstiche von einer 17 Zentimeter langen Messerklinge.
Der rechtsextreme Hintergrund von Andreas S. wurde – wie in dieser Zeit häufig der Fall – komplett ignoriert. Deshalb wird Helmut Sackers bis heute offiziell nicht als Opfer rechter Gewalt geführt. Umso wichtiger ist eine öffentliche Würdigung seines zivilcouragierten Handelns. Helmut Sackers Freunde sprechen ihm Werte wie Toleranz und Demokratieverständnis zu. Werte, die mit der Ideologie des Nationalsozialismus nicht vereinbar sind. Deshalb war es ihm so wichtig, die Nazimusik seines Nachbarns anzuzeigen, für seine Werte einzustehen, sie zu verteidigen. Dieser Mut, diese Zivilcourage, ist es, was Helmut Sackers auszeichnet.
Ausführliche Informationen und Hintergründe zu dem Fall stellt die Mobile Beratung für Opfer rechter Gewalt Sachsen-Anhalt bereit:
Helmut Sackers – Rechte Gewalt in Sachsen-Anhalt (rechte-gewalt-sachsen-anhalt.de)
Die Mobile Opferberatung hat ebenfalls Bildungsmaterial veröffentlicht, zum eigenständigen Erarbeiten sowie Ideen zur Weiterarbeit:
Bildungsmaterial.pdf (rechte-gewalt-sachsen-anhalt.de)